28.03.2009 Gerstungen, Kunterbunt

Und Gerstungen again. Huch, ich merk grad, ich hab noch gar kein Tagebuch über Gerstungen geschrieben?! Wir sind zum – äh – Y. Mal hier. Gerstungen ist an der Grenze der DDR gelegen, hart am imperialistischen Ausland. Man merkt der Bevölkerung den Einfluss des Klassenfeindes an. Sie sehen alle ziemlich ausgemergelt aus (ausge-Merkelt?).

Obwohl das bitteschön ein Scherz sein sollte – das Durchschnittsgewicht der Gerstanier ist nicht anders als in Mecklenburg-Vorpommern – ist ein Korn Wahrheit drin. Dazu später. Der Ewald, der verrückte Wirt, nimmt keinen Eintritt und bezahlt uns vom sauer Ersparten. Er macht das als Dankeschön an seine Gäste. Hoffentlich wissen die das zu schätzen. Es gibt für uns wieder super Sahneschnitzel und ganz viel Salat. Gerstungen ist unter Crayfishen sehr bekannt für sein gutes Catering.

Vor das Catering haben die Götter das Aufbauen gesetzt. Inzwischen sind wir eingespielt hier, wir wissen genau wie wir unsere Hälfte der Kneipe einzuräumen haben. Diesmal machen wir eine kleine verrückte Variation. Wir spielen in der Ecke, in der sonst der Billard-Tisch steht. Der steht auch noch da, ist nur verrückt. Da es eh eng ist und wir eh kein Schlagzeugpodest haben setzen wir den Frisör einfach mit dem Schlagzeug auf den Billardtisch. Er stößt dann zwar mit seinem Zylinder bald an die Decke, aber es ist lustig. Ich hoffe sehr wir kriegen noch Fotos.

An den älteren Bildern könnt ihr sehen (hier mal ein Wegweiser: Media => Bilder => Live => gewünschtes Konzert auswählen. Leider noch nicht in Echtzeit abgebildet.), also an den Bildern könnt ihr sehen, daß das Kunterbunt eine gemütliche, bunte Kneipe ist, in der gerade eine etwas unappetitliche Rockband spielt (ist mittlerweile auch auf den neuen Bildern zu sehen – Anm. der Redaktion). Es ist wirklich alles ganz klein da. Und der Kneipenraum ist etwa U-förmig. Weil das Publikum übelst scheu ist, verstecken sich immer erstmal alle in dem der Band abgelegenen Flügel des U. Damit die Leute die Band sehen können (hören können sie nicht, weil Lautsprecher nicht um die Ecke strahlen) gibt es eine im Gebüsch montierte Kamera, die die Band auf eine hinterm Tresen platzierte Leinwand projiziert. Stellt euch also ein U vor. Am Boden des U ist der Tresen als Zentrum des Universums und des ganzen Restes. In dem rechten Zipfel des U stehen wir, und in dem linken Zipfel des U sitzen die Leute.

Es ist total verwirrend, wenn man vor einer Leinwand steht, auf der man selber drauf ist. Weil die Kamera einen natürlich richtigherum abbildet. Nicht wie ein Spiegel. Aber an einen Spiegel ist man nun mal gewöhnt. Aber da ist das dann andersherum. Heb ich den linken Arm, hebt der Sack hinterm Tresen den rechten. Ich versing mich auch gleich sehr vor lauter Schreck (ach daran lag das – noch eine Anm. der Redaktion). Ich hab das dann gar nicht weiter ignoriert, und dann ging’s.

Jetzt muss ich noch auf den vorhin eingefügten Verweis eingehen („dazu später“). Dieses Mal war es deutlich leerer im Kunterbunt als sonst. Falls wir schlechter gespielt haben, konnten dieses die Zu-Hause-Gebliebenen ja auch nicht vorher ahnen, also folgere ich mal keck – an uns lag’s nicht. Im Gespräch mit den Einheimischen zeigt sich, daß wegen der Probleme des Opel-Werkes auch alle kleinen Betriebe des Umlandes, die hintendran hängen, Probleme und Kurzarbeit haben. Und es folgt eine allgemeine Depression und eine Abneigung gegen Kneipen. Ich beschließe hiermit – mangels besserer Vorschläge – für 2009 den Start unserer „Rock’n’Roll against the Krise – Tour“.