27.08.2010 Eisenberg, Slaughterwood Festival

Das hätten wir jetzt fast nicht gefunden. Irgendwie sind die Straßen in Echt anders als auf google-maps. Und es stehen nirgends Hinweisschilder. Irgendwann fädeln wir uns nach etlichem Hin und Her ins richtige Tal ein. Und am Abzweig zum Weg zu Kneipe und Open-Air-Gelände hängt doch tatsächlich ein visitenkartengroßer Hinweiszettel! Hier abbiegen! Aha! Das beruhigt uns ein wenig – der erste Hinweis darauf, daß tatsächlich eine Veranstaltung im Gange ist.

Beim Ankommen zeigt sich ein mit viel Mühe und Liebe aufgebautes Gelände mit Bühne, Überdachungen, Bar und Mixerplatz. Schade, daß das wohl kaum einer finden wird, der nicht Eisenberger ist und sich auskennt.

Das Wetter schlägt Kapriolen. Halbe Stunde schönes wetter, halbe Stunde regenwetter, dann ein furchtbarer Wolkenbruch. Wir müssen irgendwie mit dem Transporter zur Bühne ran zum Ausladen. Die Zufahrt ist ein feines Bad für Schlammcatchen. Was ne Sauerei. Mit vielen schiebenden Händen und scheißegalwasausmeinenschuhenwird schaffen wirs.

Backstage fachsimpelt man ein wenig mit The Core, deren Bierrationen wir teilweise stehlen. Es herrscht pessimistische Beklemmung ob der dünnen Besuchung der Veranstaltung.

Zuerst spielt die Band Grebnesie. (Der Name beinhaltet eine satanische Botschaft, wenn man ihn rückwärts liest). Bzw. sie sollen spielen. Um 20 Uhr. Im Backstage-Zelt werden The Core und Crayfish um 21 Uhr langsam unruhig, weil immer noch niemand spielt. Ich gehe vor die Bühne und frage nach. Die sehr netten und sympatischen Jungs von Grebnesie stehen etwas ratlos da, weil ihnen noch keiner gesagt hat, daß sie anfangen sollen. Ich erkläre ihnen, daß sie einfach selber anfangen müssen und daß wir wegen der Sperrstunde um 1:00 Uhr nun alle die verlorene Zeit von unserer Spielzeit kürzen müssen. Wir können ja nicht einfach alles nach hinten verschieben. Sie fangen bestürzt an. Während sie spielen einigen sich der Schlagzeuger von The Core und unser Frisör, daß sie den geplanten Schlagzeugumbau streichen und bereit sind, über das Drumset von The Core zu spielen. Das gibt uns eine Viertelstunde Umbauzeit Gewinn und wir genehmigen Grebnesie zwei Songs Verlängerung.

Dann The Core. Wieder mal brillant, der Ton ist gut, die Stimmung kommt psychedelisch von der Bühne runter. Wir mögen die Band sehr, müssen uns aber erkennend eingestehen, daß sie wohl doch nicht so gut zu uns als Vorband passen. Wir werden ab und zu angesprochen, wann wir endlich anfangen. Die Mugge ist den Leuten, die AC/DC mögen, zu ruhig.

Irgendwann sind wir dran. 15 Mann Security, geschätzte 6 Mann Thekenpersonal, 4 Leute an Ton und Licht, 3 Bands, deren Freunde und etwa 5 Gäste. Ich kann mir nicht verkneifen, das angesammelte Publikum zu bitten sich zu outen – jeder der nicht Security, Mitarbeiter oder Band ist, muss den Arm heben. Ich glaube ich habe 5 Arme gesehen.

Unser Set macht tierisch Spaß, auch wenn nur wenige zuhören. Den wenigen gefällt was wir machen. Jochen muss wiedermal mittendrin pinkeln, obwohl der Set gar nicht lang ist. Steffens Stimmgerät dreht plötzlich durch und er bekommt die Gitarre nicht mehr zum klingen. Mein Dudelsack hat heute auch keinen Bock und verschluckt die Hälfte der Töne. Denen ist wohl allen zu nass. Aber gerade deswegen drehen wir voll auf. Gegen Schluss möchte ich mich irgendwie an der Gitarrenwand beteiligen und schnappe mir mangels Gitarre Jochens Gitarrenkoffer, der die Form einer Gitarre hat. Sieht besser aus als Luftgitarre. (rückblickende Anmerkung des Verfassers: Jochen wird bei vielen späteren Konzerten darauf bestehen, daß ich ein ebensolches Gitarrenkoffersolo beisteuere).
Insgesamt wiedermal ein Beispiel von: Viel Mühe gegeben, viel Arbeit gemacht, viel Geld ausgegeben, viel Open Air gebaut, keiner gekommen. Was ist das nur für eine Welt.