Am Morgen des 25.12. wache ich auf mit einem Schreck. Die Seuche hat mich im Griff. Ich bin vergrippt und muß heute abend singen.
Also den ganzen Tag Medizin essen, Halstabletten lutschen, Kräuter inhalieren und im Bett liegen. Trotzdem bin ich am Abend immer noch total im Arsch. Absagen will ich aber nicht. Also los.
Die Stadthalle kennen wir bisher immer nur aus Sicht des Publikums, als es zu seligeren Bandstand-Zeiten (vor der Wirtschaftskrise) noch eine Abschlussveranstaltung gab. Sieht von oben noch viel toller aus. Auf der Bühne haben die beiden DJs – deren Abend das ist – bereits aufgebaut und Platz für unsere Integration gelassen. Es ergibt sich neben meinem Zustand gleich das andere große Problem. Die Veranstaltung ist auf DJs ausgelegt und nicht auf Band. Es gibt keine Möglichkeit das Mischpult gegenüber der Bühne zu platzieren. Wir müssen uns selbst von der Bühne aus mischen. Für den Laien: Das ist unmöglich, weil das, was man auf der Bühne hört, komplett verschieden von dem ist, was das Publikum hört. Man kann also nicht reagieren und nachregeln.
Beim Soundcheck hüpft der F nun immer wieder in den Tanzsaal und rennt hin und her und hüpft wieder auf die Bühne um den Ton einzustellen. Weil ein leerer Saal anders klingt als einer mit Publikum können wir leider nur eine ungefähre Einstellung treffen. Und weil wir während der Mugge natürlich selber auf der Bühne standen wissen wir bis heute nicht wie’s dann klang. Beim Soundcheck kackt dann auch prompt meine Stimme ab und ich kriege gerade mal einen Umfang von einer Quinte hin. Wir begeben uns – ich in relativ panischer Angst – in die komfortable Künstlergarderobe.
Auf dem Saal treffen die ersten Publikanten ein. Der nächste Schreck. Die sehen gar nicht aus wie unser Publikum sonst. Man sieht viele Abendkostüme und Anzüge. Die uns zugeteilte Spielzeit beträgt zweimal 45 Minuten. Der erste Set beginnt noch etwas zäh. Das Publikum ist noch scheu und viele wissen nichts mit uns anzufangen (letztes Jahr war hier eine Simon & Garfunkel-Coverband), aber es sind auch Crayfish-Stammgäste da und machen Lärm. Meine Stimme funktioniert halbwegs, nachdem ich drei Bier getankt habe. Wir hören zwar selber kaum was wir spielen, aber es macht Spaß. Der zweite Set ab 24 Uhr geht dann auch wie geschmiert und wir überzeugen sogar einige von den Leuten in Anzügen. Wahrscheinlich haben die inzwischen auch vom Bier genascht. Alles in allem – kurz, aber toll. Danke für die Einladung, Willi!
Und heute nun, wo ich das hier aufschreibe, bin ich total im Eimer und die Erkältung hat gewonnen. Also liebe Leute: Meine rote Nase kam nicht vom Schnaps, sondern vom Schnupfen! (Im Gegensatz zum F seiner. Der war nämlich gesund.)