10.11.2006 Kirchworbis, Kirmes

Warnung! Ich sitz hier rum, warte auf die Mugge, mir ist langweilig und ich bin in Laberlaune! Also los:

Freitagsmuggen sind immer schwierig. Arbeitsbedingt kommen wir ziemlich spät erst los, und als wir 19:45 in Kirchworbis aufschlagen steht die PA und Shades Of Purple werden gerade fertig mit Soundchecken. Uns erwarten Berge von Gehacktesbrötchen. Steffen isst nun leider so ziemlich alles außer rohes Fleisch. Nach drei Stunden wimmern kriegt er dann einen Riesenteller voller heißer Bockwürste – mjam! So viele, daß sie uns die ganze Nacht begleiten werden.

Bei den Kirmesburschen und auch bei uns herrscht Bammel ob des Publikums. Wir sind ein wenig verunsichert, ob das Experiment – AC/DC zur Kirmes – funktionieren wird. 21:30 beginnt sich der Saal sehr langsam zu füllen. Shades Of Purple legen kurz nach zehn los. Endlich haben sie auch „Fireball“ im Programm und intonieren das ganz großartig. „Demons Eye“ fällt leider der Setlistkürzung zum Opfer, dafür kriege ich endlich mal „Fools“ zu hören. Im Publikum sind geschätzte 100 Purple-Kenner, die die professionelle musikalische Umsetzung zu schätzen wissen. Ansonsten sind die Eichsfelder ziemlich reserviert. Der Schnitt scheint an Top-40-Kapellen gewöhnt zu sein.

Wir dürfen dann so gegen 12 ran soweit ich mich erinnere. Der Kirmesburschenkassenwart warnte uns noch vor zu starkem Zuspruch zum Biere. Ich hab ihm erklärt, daß wir Musikanten sind. Kommt nix rein, kommt auch nix raus. Aber was benutzen die in Kirchworbis nur für putzige kleine Biergläser? Die Schankanlage läuft bedauernswert schlecht. Der arme Zapfwart quetscht nur Schaum raus. Aber ich halte mich zurück und mit meinem Beruf hinterm Berg, damit mich die Bandkollegen nicht wieder hänseln.

Das ist mein erster Auftritt mit meinem neuen Shure Beta (das ist mein neues Mikrofon), welches mich finanziell ruiniert. Manche Leute kaufen sich für das gleiche Geld ein durchaus brauchbares gebrauchtes Auto. Ich behalt’s trotzdem. Die Bühne sieht von unten zwar ganz passabel aus, ist von oben aber total klein. Mir bleibt nicht viel mehr Bewegungsraum, als vor und zurück. Die Setlist haben wir etwa auf die Hälfte gekürzt. Das Eichsfelder Publikum bleibt zunächst sehr zäh. Es dauert eine ganze Weile, bis sich die scheu im Einlassbereich gedrängte Menge langsam Richtung Bühne auflöst. Der Saal ist inzwischen locker voll. Wenigstens die Hälfte geht gut mit. Die andere Hälfte ist bestimmt sauer, daß wir keine Tanzmusik machen, wie sie’s von den vorangegangenen Jahren gewöhnt waren. Langsam entwickelt sich Feierlaune und man sieht immer mehr glücklich grinsende Menschen. So macht’s Spaß!

Selbst Steffens unappetitlichen Strip nimmt das Publikum hin. Highway To Hell kommt im stark katholischen Eichsfeld trotzdem gut an. TNT singt man gut mit. Thunderstruck sogar sehr gut. Meine Erklärung zum Biere haben sich die Kirmesburschen äußerst verinnerlicht. Dauernd werden volle Trommeln oder lange Biermeter auf die Bühne geschoben. Mehr als ZWEI Crayfish-Bands trinken können (und das ist echt viel, glaubt’s mir). Folgerichtig stehen dann, als wir die Bühne verlassen, noch unzählige dieser putzigen kleinen Biergläschen drauf rum. Naja, da haben die Burschen beim Saubermachen noch was zum Naschen.

Fazit: Keine Ahnung, ob wir das waren, was dieses Publikum wollte. Shades Of Purple scheinen sich mulmig zu fühlen – trotz 1A Deep Purple-Musik. Die vielen kleinen Mädels jedenfalls dürften von unserer australischen Volksmusik vorher noch nix gehört haben. Sind ja erst nach dem letzten Album geboren hihi (naja ganz so schlimm wars nicht). Bleibt abzuwarten, ob die Kirmesburschen für die Entscheidung, uns zu buchen, nachher von ihren Leuten verkloppt werden.

Ähm, naja, das war jetzt ein ziemlich langes Fazit. Die anderen müssen wegen Verpflichtungen dämlicherweise Nachts noch zweieinhalb Stunden nach Hause fahren, obwohl wir morgen gleich um die Ecke spielen. Ich penne hier und laber euch jetzt zu. Seht zu, daß nachher in Kalteneber der Saal voll wird! Bisher haben wir in Heiligenstadt immer im wunderschönen Schmerbachs Keller gezimbelt. Aber da dürfen Crayfish nich mehr rein, hüstel. Zu laut und ruppig. Mal sehen ob die uns im Ausweichsaal in Kalteneber vertragen können.

Nachtrag: Habe Post von den Kirmesburschen. Haben keine Kloppe bekommen, im Gegenteil. Schön!!